Nix Neues vom Kino-Dokumentarfilm, eine bedeutende Neuaufführung im Fernsehen. Aber interessantes aus der Wiederholungsschleife.
Auf der Berlinale liefen eine ganze Reihe interessanter Dokumentarfilme, die sich mit der bundesdeutschen Gegenwart, dem Zustand von Politik und Gesellschaft befassen. Derzeit liegen noch keine Kritiken vor, wolfsiehtfern wird sich sukzessive mit diesen Filmen befassen.
Im Fernsehen ist das Highlight dieser Woche „Krieg und Frieden“, ein Film von Christoph Andreas Schmidt und Artem Demenok. Die beiden Autoren bekamen im vergangenen Jahr für ihren Zweiteiler „Schatten des Krieges“ den Grimme-Preis. Jetzt erzählen sie die wechselvolle Geschichte der Beziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion von 1917 – 1994. Einer der beiden Staaten, heißt es im Pressetext zum Film, „hat vor mehr als einem Vierteljahrhundert aufgehört zu existieren. Trotzdem ist es eine Geschichte mit Nachwirkung bis in die Gegenwart, denn ihre Bilder wirken fort. Ihre Mythen, Feindbilder und Projektionen prägen immer noch die gegenseitige Wahrnehmung. Eine Geschichte der Ideologien – ihr Kampf gegeneinander ging bis aufs Blut, die Auslöschung des anderen – hier rassistisch, dort politisch-ideologisch begründet – war existenziell gemeint. Es ging um Vernichtung. Dann wiederum, zu anderen Zeiten, um Koexistenz: in freundlicher Feindschaft – feindlicher Freundschaft.“ (ARD, Mo 05.03.2018, 23:15 – 00.45)
Aus der Wiederholungsschleife hat wolfsiehtfern zwei besondere Filme herausgefischt, die schon öfter gelaufen sind. Unbedingt lohnend für alle, die sie bisher versäumt haben, aber auch eine Wiederbegegnung wert. Das ist in dieser Woche „Kiew brennt“, eine filmische Chronologie der Ereignisse auf dem Maidan 2014, mit unerhört intensiven Bildern und Szenen, die lange im Gedächtnis haften bleiben (Arte, 26.02.2018, 23:25-00:50). Und in der folgenden Woche „Cahier africain“ von Heidi Specogna, der mit seiner Intensität und Nähe zu den Protagonisten starken Eindruck hinterlässt, vor allem mit der sensationellen Kamera von Johann Feindt (3Sat, 08.03.2018, 00.20 – 02.20)
Interessant ein Blick ins Russland der Gegenwart mit „Drei Engel für Russland – Glaube, Hoffnung, Liebe“ von Katja Fedulova, die Porträts dreier sehr verschiedener Frauen und durchaus irritierend in den weltanschaulichen Turbulenzen, auf dem Dokumentarfilm-Sendeplatz von 3Sat (3Sat, 27.02.2018, 22.25-00.00).
In der darauffolgenden Woche vom 05.-11. März können wir hinweisen auf „Die letzten Gigolos“ von Stephan Bergmann, eine Geschichte um Einsamkeit, spätes Vergnügen und einen Job als Gentleman-Host – wir sind schon wieder auf dem 3Sat-Dokumentarfilmplatz (Mo, 05.03.2018, 22.25-23.50). Wie das Sturmgewehr G36 nach Mexiko kam, erzählt Grimme-Preisträger Daniel Harrich in „Tödliche Exporte“ (Di, 06.03.2018, 21.45-22.40). Vom sehr schönen Sommer 1939 in Deutschland erzäht „Sommer ‚39“, ein Vorkriegssommer, in dem die Anzeichen für den kommenden großen Krieg schon erkennbar waren (WDR, Mi 07.03.2018, 23.25). In die Niederungen der deutschen Provinz geht „SauAcker“ und erzählt von Generationenkonflikten auf einem schwäbischen Bauernhof )SWR, Do 08.03.2018, 00.15-01.35). Und die Extremsportler in „Leben am Limit“ kurven auch schon seit einiger Zeit durch die Dritten Programme, diesmal spät nachts im HR (S 11.03.2018, 01.30-03.00)
Noch in den Mediatheken zu finden ist „Ostkreuz“ über die Berliner Fotoagentur und „Night Will Fall“ von Alfed Hitchcock.
Besonders reichhaltig ist in diesen beiden Wochen auch, was unter der Rubrik „Was sonst noch läuft“ zusammengetragen ist. Viele sehenswerte Filme, die näher zu betrachten die Möglichkeiten von wolfsiehtfern einfach überschreitet – also unbedingt reinsehen, Rekorder programmieren und besser fernsehen.