Osterfeiertage sind im Fernsehen Familienfernseh-Tage und im Kino starten auch kaum neue Filme. wolfsiehtfern nimmt deshalb zu Ostern eine kleine Auszeit.
Einige Dokumentarfilme feiern Premiere in einigen ausgesuchten Kinos und im Fernsehen kreisen zwei Dokumentarfilme um die ältere Zeitgeschichte der 68er folgende und um die neuere, die der Kanzlerin.
Die Filme, die in dieser Woche in den Kinos starten, kann wolfsiehtfern leider mal wieder nicht selbst kritisch sichten, sondern nur annoncieren.
Im Kino
Mit „Starting 5“ des Hamburger Filmemachers Milan Skobranek kommt ein Sportfilm in die Kinos. Es geht um das Sozialprojekt des ehemaligen Basketball-Profis, der im sozialen Brennpunkt Wilmhelmsburg in Hamburg ein Basketball-Team gründet, das er in die Profiliga führen will – von diesem Aufstieg erzählt der Film. „Der Dokumentarfilm ist souverän, aber gänzlich konventionell inszeniert, kann dafür jedoch mit packenden Spielszenen und einem grundsympathischen Protagonisten punkten“, schreibt Reinhard Lüke im Filmdienst, aber auch „Das größte Manko des Films besteht jedoch darin, dass er von der Besonderheit des Vereins kaum etwas vermittelt.“
In „Neben den Gleisen“ befassen sich Dieter Schumann und Michael Kockot mit einer Kiosk-Kneipe am Bahnhof von Boizenburg. Der Kiosk ist Anlaufstation und Kneipe für Stammgäste und Druchreisende. Die Situation verändert sich, als Flüchtlinge in Boizenburg ankommen, weil in der Nähe ein Erstaufnahmelager eingerichtet wird. Die Diskussionen werden rauer, politischer und widersprüchlicher. Der Film lief als 30-Minuten-Reportage 2015 schon im Fernsehen, damals unter dem Titel „Weltbahnhof mit Kiosk“.
Acht Über-Hundertjährige porträtiert Dagmar Wagner in „Ü 100“, sechs Frauen und zwei Männer, die teils in Seniorenheimen, teils zuhause leben. In Gesprächen und Interviews rekapitulieren sie ihr Leben und reflektieren ihre Lage.
103 Jahre alt ist Brunhilde Pomsel alt, als sie für den Film „Ein deutsches Leben“ vor der Kamera ihr Leben im Faschismus erzählt, als Sekretärin im nächsten Umfeld von Goebbels. Vieles will sie nicht gewusst oder gesehen haben, räumt aber immerhin ein: „Ich denke, dass ich viel in meinem Leben falsch gemacht habe. Ich könnte keinen Widerstand leisten. Ich würde mich das nicht trauen. Ich gehöre zu den Feiglingen.“ Die Regisseure Christian Krönes, Olaf S. Müller, Roland Schrotthofer, Florian Weigensamer konfrontieren ihre Erzählungen und Beschreibungen mit dokumentarischem Material. Das Verfahren beschreibt der „Film-Dienst“ so: „Warum die jeweiligen Ausschnitte (sie werden detailliert ausgewiesen und datiert) mit dem gerade Gesagten und dem darauf Folgenden zusammenmontiert werden, ist der Transferleistung des Zuschauers überlassen: Er muss die Lücken füllen.“
Mit einer genau gegensätzlichen Frau befasst sich „Geschichte einer Liebe – Freya“ von Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn. Die Filmemacher rekonstruieren das Leben von Freya von Moltke, die dem Widerstandszirkel um den »Kreisauer Kreis« angehörte anhand des umfangreichen Briefwechsels. Epd-Film schreibt, die Texte „lesen Nina Hoss und Ulrich Matthes vor, angenehm ohne Emphase, und es sind beileibe nicht nur Passagen, die eine übergroße Liebe dokumentieren, sondern sie stellen auch Moltkes Geisteswelt vor.“ Moltke wurde 1945 in Plötzensee hingerichtet.
Im Fernsehen
Keine neu aufgeführten Dokumentarfilme in dieser Woche im Fernsehen, auch keine Erstaufführungen. Die gewiss interessanteste und aktuellste ist „Ebola – Das Virus überleben“ von Carl Gierstorfer. Arte zeigt den Film im Rahmen eines Themenabends, zu dem auch zwei Dokumentationen gehören, eine zur Politik der WHO und einer zur Frage der Entstehung und Verbreitung von Seuchen. „Ebola“ ist mit der späten Ausstrahlung der letzte an diesem Abend (Arte, 04.04.2017, 23.30 – 00.25).
„Beyond Punishment“ stellt die Frage nach Strafe, Vergeltung und Vergebung im Strafvollzug in drei Ländern – drei Tötungsdelikte, drei Rechtssysteme. Barbara Sichtermann schreibt über den Film von Hubertus Siegert, der mit dem Deutschen Filmpreis, dem Max-Ophüls-Preis und dem Deutschen Regiepreis Metropolis ausgezeichnet wurde (3Sat, Mo 03.04.2017, 22.30 – 00.10)
Zwei deutsche Geschichten schließlich aus unterschiedlichen Phasen der Zeitgeschichte. Mit „Die Anwälte“ von Birgit Schulz holt Phoenix einen Film aus dem Keller, der wie wenige die Geschichte der 68er und des RAF-Terrorismus erzählen kann. Protagonisten sind drei Anwälte, Otto Schily, Horst Mahler und Hans-Christian Ströbele. Anfang der 70er Jahre finden sie sich auf gemeinsam auf einem Foto, später trennen sich ihre Lebenswege und politischen Lebensläufe. (Phoenix, Sa 08.04.2017, 22.30-00.00).
„Die Unerwartete – Angela Merkel“ von Matthias Schmidt und Torsten Körner führt Zeitgeschichte bis in die Gegenwart und ist der Versuch, die Kanzlerin aus einer etwas unerwarteten Perspektive zu porträtieren: als eine Politikerin, die immer wieder unterschätzt wurde und das für sich nutzen konnte. (Phoenix, 08.04.2017, 20.15-21.45)
Aus den Vorwochen: „Vivan Las Antipodas“, Greenpeace“ und „10 Milliarden“ stehen noch in den Mediatheken.
Und was sonst noch im TV läuft in dieser Woche findet sich unter „Was sonst noch läuft“