.…dass man sich nicht daran gewöhnen sollte, dass die Fernsehsender Dokumentarfilme nach Belieben stückeln und auf Formatlängen trimmen. Natürlich geschieht das meist im Einvernehmen mit den Autoren und meist ist es für Autoren von Vorteil, wenn sich damit auch das Honorar erhöht – wenn. Oder wenn ihre Arbeit manchmal überhaupt erst auf diesem Weg einen Sendeplatz findet. Und ja, man kann eine gute Geschichte auch in 45 Minuten erzählen. Und ja, es gibt nicht wenige Dokumentarfilme, die umso länger werden, je länger man sie ansieht und die eine Kürzung gut vertragen könnten.
Dennoch ist dieser Versionen-Dokumentarismus problematisch. In dieser Woche kann man das beobachten am Film „Hauptsache Arbeit“ von Jean Bouè, einer sehr stillen, geduldigen dokumentarischen Arbeit über das Leben von Berufspendlern, die ihre Familien nur am Wochenende sehen. Die lange Version des Films (hier die Kritik), auf dem NDR zu später Sendezeit gelaufen, kommt nun, zu besserer Zeit, unter anderem Titel („Nur Arbeit“) und im Formatkorsett in der Reihe „45‘“ (Mo 09.11.2015, 22.00-22.45); hier die Kritik zur Langversion. . Von Klaus Sterns „Versicherungsvertreter 2“ nehmen die Sender meist nur die 45′-Version, die lange, vom Autor so gewollte Version, rutscht dann gern weit in die Nacht. Und auch einen so schönen Film wie „Arlette – Mut ist ein Muskel“ gibt es auf dem verdienstvollen Sender 3Sat nur in der um 30 Minuten gekürzten Version, bei der man sich nicht recht vorstellen kann, dass sie der Geschichte der Protagonistin gerecht wird.
Dabei, sollte man denken, könnten die starren Programmschemata im Zeitalter von Rekorder und Mediathek doch langsam hinfällig werden. Dass größere Beweglichkeit möglich ist, hat der WDR bewiesen, indem er kurzfristig eine aktuelle Version des Beckenbauer-Mockumentarys von Olli Dietrich ins Programm schob, gleich nach den Tagesthemen. Geht doch.