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Im Übrigen bin ich der Meinung…..

…dass man, bei aller Aufmerksamkeit für den technologischen Wandel, die öffentlich-rechtlichen Sender nicht davon entlasten sollte, sich mehr und anders um den Dokumentarfilm zu kümmern, den sie auch noch weitgehend finanzieren.

Leena Pasanen leitet seit diesem Jahr das traditionsreiche Festival für Dokumentar- und Animationsfilm in Leipzig. Dazu hat sie sich in einem Interview für den Spiegel geäußert. René Martens hat das im Altpapier folgendermaßen aufgegriffen:

„Hannah Pilarczyk hat für Spiegel Online mit Leena Pasanen gesprochen, der neuen Leiterin des Dokumentarfilmfestivals Leipzig, das in diesen Tagen zum 58. Mal stattfindet. Pilarczyk fragt: ‚Von deutschen Dokumentarfilmern hört man, dass sie, wenn sie Förderung von den Fernsehsendern erhalten, dazu gezwungen werden, fürs gleiche Geld bis zu drei Schnittfassungen abzuliefern – eine lange Fassung fürs Kino sowie eine 90- und eine 60-Minuten-Fassung fürs TV. Das sind eigentlich drei verschiedene Filme. Kann man so noch Filme machen? Pasanen sagt, und das kann man überraschend finden, sie habe „kein Interesse“ daran, „das deutsche Fernsehen für seine Förderpolitik zu kritisieren“. Denn: „Ich bin in Finnland bewusst aus dem Fernsehgeschäft ausgestiegen, weil ich nicht mehr an das klassische Sendermodell glaube. Wir erleben gerade das, was die Musikbranche vor Jahren schon durchgemacht hat: Die Leute legen nicht mehr Wert auf die Verpackung eines Produkts – ob sie Musik als CD oder Schallplatte präsentiert bekommen, ist für sie nicht entscheidend. Genauso geht es Filminteressierten, denen ist es egal, auf welchem Weg sie an einen Film kommen. Hauptsache, er ist dann verfügbar, wenn es ihnen passt. Fernsehsender zu kritisieren, halte ich deshalb für rückwärtsgewandt. Stattdessen müssen wir sehen, was es für neue, nachhaltige Modelle der Finanzierung und des Vertriebs geben kann.‘“

Das sei nun, sagte Martens, „einerseits gewiss keine abwegige Einschätzung, andererseits wird der Dokumentarfilm in absehbarer Zeit zu einem wesentlichen Teil aus Rundfunkgebühren finanziert werden, und Redakteure öffentlich-rechtlicher Sender werden einen maßgeblichen Einfluss auf die Inhalte haben. Insofern ist Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen nicht „rückwärtsgewandt“. Dass diese Inhalte dann vielleicht verstärkt über andere Verbreitungswege an den Interessanten gelangen werden, ist ein anderes Thema.“
Das ganze Interview mit Leena Pasanen steht online: http://www.spiegel.de/kultur/kino/dok-leipzig-neue-leiterin-leena-pasanen-ueber-den-status-von-dokumentarfilmen-a-1059628.html#spRedirectedFrom=www&referrrer=http://m.facebook.com;

Und im Übrigen liefern auch die öffentlich-rechtlichen Sender immer neuen Anlass zur Kritik. So hat die ARD nunmehr die dauernden Checks (von wem auch immer) auch einmal auf sich selbst angewendet und zum „ARD-Check“ geladen. WDR-Intendant Tom Buhrow und ARD-Vorsitzender und NDR-Intendant Lutz Marmor stellten sich in der ARD zu bester Sendezeit der Diskussion mit einem ausgewählten Publikum und schafften es, fast um jedes wichtige Thema herumzukommen. Der Erkenntnisgewinn der Veranstaltung war überschaubar. Die Macher und ihr Publikum fremdeln, sobald es nicht nur um Quoten und Musikantenstadl geht. Keine guten Aussichten, wenn sich das nicht ändert.

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