Zwei gegensätzliche Arten von Politik sind derzeit medial zu besichtigen. Da ist auf dem Feld der klassischen Politik das Porträt von Finanzminister Wolfgang Schäuble. Und auf dem Feld der klassischen Anti-Politikerpolitik der neue Film der Politaktivisten Yesmen, die sich den außerparlamentarischen Bewegungen verpflichtet fühlen. Der Vergleich ist interessant, filmisch wie politisch.
Filmisch ist „Die Yesmen – jetzt wird es persönlich“ ein Film der Selbstdarstellung, ein Film, der selbst Teil der Aktion ist, von der er berichtet. Ein Film, der auf das Einverständnis derer baut, die ihn sich anschauen und der am Ende doch deprimierender ausfällt, als die Autoren es sich dachten. Vielleicht auch, weil inzwischen ein anderes Bedürfnis auf das Politische sich spürbar artikuliert, worin gegen den Überhang an Meinungen aller Arten wieder Fakten und Informationen eine größere Rolle spielen könnten. Gleichwohl ist der Neue Film der „Yesmen“ auch ein großes Vergnügen an der anarchistischen Gegenwehr gegen den politischen Stillstand und am phantasievollen Aufstand gegen die Macht. Hier die Kritik zum Film.
Der Film über Wolfgangs Schäuble dagegen ist eine klassische journalistische Arbeit, aus der analysierenden und beobachtenden Distanz heraus gedreht. Stephan Lamby ist ein sehr guter Interviewer und als einer von ganz wenigen daran interessiert, das politische Personal dieser Republik zu sichten und zu erklären. Er hält sich mehr an Fakten und Informationen und seine Interpretationen sind nachvollziehbar. Anmerkungen zum Film hier. ARD, Mo 24.08.2015, 21.30-22.45 Uhr.
Nochmal eindrücklich zu empfehlen noch aus der Vorwoche: „Syrien – Ein schwarzes Loch“, von Hubertus Koch. Ein junger Journalist erlebt die grausame Realität eines syrischen Flüchtlingslagers. Noch in den Mediatheken von ARD und WDR. Hier die Kritik.
Sehenswert auch die Kino-Dokumentarfilme „Thuletuvalu“ von Mathias von Gunten über die Auswirkungen der Erderwärmung auf Menschen in der Arktis und der Südsee (hier die Kritik) und „Himmelverbot“ von Andrei Schwartz, die Geschichte eines Mörders, der nach seiner Haft wieder den Weg in die rumänische Gesellschaft sucht (hier die Kritik).
Und dann noch, ohne jede Wertung, was sonst noch läuft – hier.