die ARD, wenn sie ab nächstem Jahr auf den Polittalk „Günther Jauch“ wird verzichten müssen, nicht gleich wieder einen neuen Talk ansetzen sollte, mit den immer gleichen Spielregeln und Konventionen. Sondern dass sie den Platz freiräumen sollte für erstklassige, streitbare, informative und nachhaltige Dokumentarfilme.
Und diesen Sendeplatz auch offensiv bewerben und ausreichend Geduld aufbringen, ihn beim Publikum auch durchzusetzen. Und eine Auftragsoffensive starten bei den zahlreichen Autoren, die in diesem Land hervorragende Filme machen. Und und und. Wäre doch beispielsweise möglich gewesen mit „Krieg der Lügen“, den die ARD dankenswerterweise am Montag ausstrahlt, sogar zu einer akzeptablen Sendezeit.
Ohnehin wird es kein großer Verlust sein , wenn ab nächstem Jahr die politische Agenda der Woche nicht mehr in der Talkshow von Günther Jauch verhandelt wird. Jauch war immer schon mehr Entertainer als Journalist. Viel Entertainer und wenig Journalist. Eher der Typus des herausgehobenen Durchschnittsdeutschen, der bei jedem Thema mitredet, auch wenn er davon nichts versteht.
Aber die Frage ist ja auch eher, ob man Jauchs Rückzug nicht eher als Signal interpretieren sollte. Um die politische Information im Fernsehen steht es, seit sie gänzlich auf die Talkshow-Runden delegiert worden ist, ohnehin nicht zum Besten . Grade die ARD hat allein auf diese Form gesetzt und andere Formen politisch-medialer Kommunikation an den Rand gedrückt. Die politischen Magazine etwa haben ziemlich an Bedeutung verloren, weil Politiker lieber zu den Talks gehen, da funktioniert die Selbstdarstellung besser. Wir brauchen aber wieder mehr Aufklärung und weniger Selbstdarstellung.
Vom Dokumentarfilm wollen wir in diesem Zusammenhang gleich gar nicht reden. Der spielt nach Ansicht der Programmmacher für das, was man politische Meinungsbildung nennen könnte, gar keine Rolle. Freilich sind Dokumentarfilme auch nicht so leicht zu vereinnahmen, nicht so leicht instrumentalisierbar für politische Debatten und oft auch nicht so einfach konsumierbar. Und sie beteiligen sich an der politischen Meinungsbildung auch nicht bloß in politischen Fragen, sondern auch in Fragen der emotionalen und der ästhetischen Bildung.
Also, Vorschlag wiederholt: mal etwas Neues versuchen am Sonntagabend. Mit Vorschlägen würden wir uns gern beteiligen.
Noch ein Wort in eigener Sache. Einigen wird es aufgefallen sein: In letzter Zeit beteiligen sich auch andere Autoren mit ihren Texten an wolfsiehtfern: Barbara Sichtermann, Thomas Gehringer, Heike Hupertz, alle in der Szene renommierte Autoren. Ich hoffe, diese Zusammenarbeit lässt sich noch ausbauen.
Auf Barbara Sichtermann möchte ich besonders die Aufmerksamkeit lenken. Diese wunderbare Kollegin erhält grade einige Publizistik-Preise: Anfang September den Theodor-Wolff-Preis für ihr Gesamtwerk und im November den Luise-Büchner-Preis für Publizistik. Herzlichen Glückwunsch.
Und dies zur Information:
Theodor Wolff (1886-1943), Schriftsteller, Journalist, langjähriger Chefredakteur des legendären „Berliner Tageblatts“, Er musste 1933 vor den Nazis ins französische Exil fliehen, wurde dort verhaftet und der Gestapo ausgeliefert und starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Träger des Preises ist der Verlegerverband BDZV.
Luise Büchner (1821-1877) war Schriftstellerin und gehörte zu den ersten Frauenrechtlerinnen in Deutschland, setzte sich für eine qualifizierte Berufsausbildung von Frauen ein. Der Preis wird vergeben von der Darmstädter Luise-Büchner-Gesellschaft.