die Gedächtnisschwäche des öffentlich-rechtlichen Fernsehens schon chronisch ist und die Macher oft selbst nicht mehr wissen, was sie schon einmal gewusst haben oder wenigstens gewusst haben sollten.
Mit großer Aufregung wird die Nachricht durch die Medien gejagt, dass die CIA nach Nine Eleven in erheblichem Ausmaß gefoltert hat und dass darin auch die Regierungen anderer Staaten, etwa Polen und Lettland, verwickelt waren. Und man bekommt den Eindruck, es handle sich hier um ganz neue Erkenntnisse. Gut: mit der Veröffentlichung durch den US-Senat bekommt dieser politische Horror den Charakter eines offiziellen Eingeständnisses und man muss sogar froh sein, dass die Demokraten noch den politischen Mut aufbrachten, die Fakten zu veröffentlichen. Unter der künftigen Mehrheit der Republikaner wäre dieser Bericht mit Sicherheit nicht veröffentlicht werden.
Aber niemand muss so tun, als handle es sich dabei um neue Erkenntnisse. Man musste es nur wissen wollen. Über die Jahre hinweg haben nicht nur Journalisten, sondern auch Dokumentaristen sich des Themas angenommen. Ich nenne nur: „Taxi to the darkside“ („Taxi zur Hölle“) von Alex Gibney, 2007, Oscar, Grimmepreis. Oder, eine Dokumentation des SWR, „Die perversen Foltermethoden der CIA“ von Egmont R. Koch. Oder „Standing Operation procedure“ von Errol Morris, 2008, Großer Preis auf der Berlinale. Alles Filme, die zeigen, wie planmäßig und politisch gewollt diese Folterungen waren. Und alles dokumentarische Beispiele, die darüber hinaus zeigen, wie wichtig Dokumentarfilme sind, um das kollektive Gedächtnis frisch zu halten. Die hier genannten sind hier schon mal im Kino und im Fernsehen zu sehen gewesen, jetzt könnte man sie wieder gut gebrauchen. Wie wäre es, wenn ARD und ZDF sich um die Rechte bemühen und den einen oder anderen dieser Filme aus besonderem Anlass ins Programm heben würden? Hauptprogramm, 20. 15 Uhr zum Beispiel. 21 Uhr ginge auch noch. Man muss aber leider vermuten, dass bei den öffentlich-rechtlichen Programmplanern gar niemand mehr auf eine solche Idee kommt und Interessierte sich den Weg über youtube bahnen müssen.